Ruanda

Wie kommt die KiTZ Theaterkumpanei ausgerechnet nach Ruanda?

Ruanda ist eines der drei Schwerpunktländer, die wir im Rahmen unserer dreijährigen Rechercheförderung des Landes erforschen, zusätzlich zu Portugal und dem Iran. Es lag wegen der langen und engen, freundschaftlichen Beziehungen des Landes Rheinland-Pfalz auf der Hand, Ruanda als afrikanisches Land auszuwählen. Existierende Netzwerke erleichtern den Zugang und das Verständnis des Landes. Du musst Leute kennen, die Leute kennen! 

 

Wer sind die Kooperationspartner in Ruanda – wen habt ihr getroffen?

Neben dem Koordinationsbüro des Landes RLP waren es der Verbindungen zum Club Soromptimist International, der uns wichtige Kontakte eröffnete. In Bezug auf die Künstler*innen war es einmal mehr der Zufall, der uns half. Zwei Theatermacherinnen, mit denen wir vor vielen Jahren beim internationalen Theaterfestival „Schwindelfrei“ zusammengearbeitet haben, waren gerade mit einer deutsch-ruandischen Koproduktion unterwegs. Sophia und Lisa machten uns mit Wesley Ruzibiza bekannt. So konnten wir uns direkt mit den wichtigsten Vertreter*innen der Kreativszene in Ruanda treffen und anfreunden. Im Bereich des Kindertheaters ist es das ISHYO Arts Center um Carole Umulinga Karamera, Wesley Ruzibiza von L’Espace, dem wichtigsten Kreativzentrum Ruandas, die Ecole San Marco in Kigali als Forschungsort, Sonia Uwimbabazi als lokale Kooperationspartnern, die unser Projekt vor Ort vorantreibt. Außerdem das Goethe-Institut und Koordinationsbüro des Landes RLP.

 

Welche konkreten Projekte stehen denn jetzt an?

Wir haben bereits eine erfolgreiche Lesung veranstaltet. Sie war Teil unsere Bemühungen, den Aufbau und die Stärkung einer eigenständigen und starken Kinderliteratur-Szene in Ruanda zu initiieren. Ein von einer zweiteiligen Evaluation begleiteten praktisches Projekt an der Ecole San Marco wird eine Situationsbestimmung als Ausgangspunkt für einen zweitägigen Workshop am Goethe-Institut für Storyteller, Autor*innen, Illustrator*innen und Verlage sein. Langfristiges Ziel ist, den reichen Geschichtenschatz Ruandas zu bewahren, der - weil ausschließlich mündlich überliefert - durch die Geschwindigkeit der gesellschaftlichen Veränderung droht, verloren zu gehen. Alle Kultur und Geschichte(n) in Ruanda ist mündlich überliefert, Bücher sind nicht in Gebrauch. Für eine aufstrebende Bildungsnation ohne nennenswerte Bodenschätze ist die damit einhergehende geringe Lesekompetenz ein Problem.

 

Wird das Ludwigshafener Publikum davon profitieren?

Alleine die in den Begegnungen und Reisen gewonnenen Erkenntnisse erweitern unser eigenes Verständnis von Kulturen, von Menschen und dem Publikum, das wir in Ludwigshafen auch haben. Nur wenn wir die Kolleg*innen in Ruanda darin bestärken, ihre eigenen Geschichten zu bewahren und neu zu erzählen, werden wir die diversen Perspektiven hören und sehen, nach denen wir für unser „nicht-mehr-weißes“ Publikum suchen. Vereinzelte Geschichten für neue Stücke haben wir bereits gefunden - weitere werden hoffentlich für uns und die Welt folgen.

 

Wie finanziert ihr diese Unternehmungen?

Die Recherche wird vom Land RLP finanziert. Für das Projekt zur Förderung der Kinderliteratur müssen wir zusätzlich ca. 18.000 Euro einsammeln.

 

Gibt es abschließend noch einen wichtigen Gedanken?

Wir haben ein ganz großes Ziel für Ruanda, für unsere Freunde in Afrika. Es ist ein Weg, dessen Beginn wir mit kleinen Schritten erforschen wollen, damit die Künstler*innen in Ruanda am Ende "jedem Kind ein Buch“ geben können. Das wären 300.000 Bücher im Jahr - ein gewaltiger Schub und Anreiz für großartige Geschichten! Eine selbstbewußte Stimme, die dann auch hier im "alten Westen“ gehört werden kann. Es wird Zeit!